Studienauftrag Eingangsbereich Bettenhochhaus Inselspital
BernDer vorliegende Projektvorschlag ist von grundsätzlichen Überlegungen zur Ankunft in einem Spital und in diesem Fall vom bestehenden Ort stark geprägt. Die Analyse des Bestandes hat dabei die Vorgehensweise bestimmt. Bevor die im Wettbewerbsprogramm geforderte innere Neuorganisation der beiden heutigen Zugangsgeschosse an die Hand genommen wurde, stand die eigentliche Klärung des Aussenraumes im Vordergrund. Ankommen geschieht vorerst immer von aussen, vom städtischen Raum her. Mit diesem Vorgehen haben wir in einem ersten Schritt beschlossen, den Ort der Ankunft aufzuräumen und somit räumlich zu klären.
Ein neuer städtischer Platz
Entsprechend erfolgt die erste wichtige Intervention. Die als Folge der unterschiedlichen Zugangsniveaus nötigen äusseren Erschliessungselemente wie Rampen, Treppen und vielfältigen Verkehrsteiler werden entfernt. Der Aussenraum wird freigeräumt, wodurch Übersicht für die Ankommenden entsteht.
Die «Rote Brücke» als identitätsstiftendes Element und wohl jedem Stadtberner ein Begriff, bleibt vorerst erhalten. Einzelne Anpassungen sollen der Gesamterscheinung jedoch zu einer grösseren Leichtigkeit verhelfen. Oberhalb der Struktur applizierte Schriftzüge begrüssen und setzen ein unmissverständliches Zeichen wo man sich befindet.
Zwischen Insel- und Kinderspital wird im Bereich der drei Zugänge der neu gestaltete, nun städtisch anmutende Kocherplatz aufgespannt. Dieser nimmt mit der Belagsgestaltung stark Bezug zur Geometrie der angrenzenden Gebäude. Gleichzeitig verdeutlicht der zum Verkehrsfluss quer liegende Bandraster die neu geschaffene Begegnungszone mit Langsamverkehr. Die Bushaltestellen sowie «Kiss and Ride» und Taxistände finden ihre Standorte sinnfällig regengeschützt unter der «Roten Brücke». Alle weiteren Abstellplätze für PW, Motor- und Fahrräder befinden sich ausserhalb der neuen Platzgestaltung, so dass dieser Ort mehrheitlich den Fussgängern zur Verfügung steht.
Den gegebenen topographischen Verhältnissen wird mit klar formulierten Übergängen im Bereich der Gebäudezugänge begegnet. Der Platz wird mit wenigen Elementen wie Baumallee, Möblierung, Treppen und Rampen gegliedert, die unter anderem auch die Hierarchie der drei Eingänge andeuten. Als «Primus inter Pares» steht dabei der Haupteingang zum Inselspital, der sich durch den zweigeschossigen Vorbau am prominentesten in den Platzraum spielt, während der Eingang zur Kinderklinik durch eine Nischenbildung formuliert wird und der Zugang zum Poliklinikum am Rande des Platzes liegt.
Die oben beschriebenen Interventionen können sinnvollerweise im Zuge der Realisierung der Inselbuslinie umgesetzt werden. Damit werden die Adressbildung und eine qualitätsvolle Ankunft gestärkt.
Eingangsbereich Bettenhochhaus
Durch die volumetrische Ergänzung des Eingangsportikus im Bereich der heutigen Terrasse zu einem einfachen zweigeschossigen Vorbau wird die Präsenz des Eingangs am Platz geklärt. Inhaltlich wird ein Dialog mit dem Platzraum und dem neu gestalteten äusseren Ankunftsbereich gesucht. Während der gedeckte Erdgeschossbereich auf den Zugang verweist, wird im Obergeschoss die Cafeteria an prominenter Stelle platziert, welche den Patienten und Besuchern den visuellen Kontakt zum neuen Kocherplatz ermöglicht. Der heutige Binnenraum wird also an die Fassade gerückt, wo Ausblick und Kontakt zur Aussenwelt sowie die Möglichkeit das stete Kommen und Gehen zu verfolgen die Nutzung attraktivieren.
Die starke Ausprägung des Portikus liebäugelt selbstverständlich auch mit der Möglichkeit, dass die «Rote Brücke» früher oder später ebenfalls zurückgebaut wird, wodurch die Adressbildung der Häuser am Platz einen anderen Stellenwert erhält. Anpassungen am allenfalls bereits in Betrieb stehenden Eingangsbereich sind auf ein Minimum reduziert. Im Bereich des Stadtplatzes ist dies der Zeitpunkt eine neue Schwerpunktsetzung durch „Kunst am Bau“ zu thematisieren.
Die betrieblich gewünschte Verbindung von Insel- und Kinderspital wird vorzugsweise im UG gesucht.
Führung durch den Eingangsbereich
Vorbei am Kocherdenkmal betritt man durch die Drehtür, welche auf einfache Weise die Zugluftproblematik löst, die teilweise zweigeschossige Eingangshalle. Im Erdgeschoss wird man empfangen und kann sich orientieren und kurz verweilen. Oder, wer sich auskennt, nimmt via Transit den direkten Weg in die oberen Geschosse.
Durch die Anordnung der Nebennutzungen als durchgehende rückwärtige Raumschicht, wird eine ruhige und räumlich grosszügige Stimmung erzeugt, weil alle weiteren Elemente in Möbelform im Gesamtraum integriert sind.
Der zweigeschossige Raum mit den Rolltreppen schafft eine klare Verbindung ins Obergeschoss, wo man in Analogie zum Kocherplatz auf der mit Zenitallicht inszenierten «Plaza» ankommt. Im Gegensatz zu heute ist sie als Leerraum Dreh- und Angelpunkt. Egal von wo man in der weitläufigen Gebäudestruktur her kommt oder wo man hin will: Dieser Ort ist als Orientierungspunkt unverwechselbar.
Die quadratische Fläche der «Plaza», wird von 8 kräftigen in Carrara Marmor verkleideten Stützen eingefasst. Diese tragen den abgesetzten, rot eingefärbten Himmel mit den 16 Oberlichtern. In die Oberlichter eingehängte, opake Lampenschirme streuen Licht auf Boden und Decke. Der so reflektierte Rotton nobilitiert den hellen, mit Baubronzeprofilen ausgefugten Terrazzoboden.
Die umliegenden Bereiche werden räumlich stets von dieser starken Mitte abgesetzt, wobei die Fronten, Türen und Möbel einheitlich in hellem Eschenholz gehalten sind. Im Gegensatz zur «Plaza» sind die Terrazzoböden hier flächig ausgeführt und die Deckenfarbe ist neutral.
Vom Empfang her kommend fällt der Blick als erstes auf die Nordfront hinter der «Plaza». Um die Aufzüge zu erreichen, durchschreitet man diese in diagonaler Richtung, weshalb die Freihaltung dieser wichtigen Verbindung essentiell ist. Ebenfalls in diese Front eingebaut sind die VIP-Bereiche sowie seitlich Coiffeur und Post mit Bancomat.
Die Patientenaufnahme mit Backoffice wird im Westen übersichtlich organisiert. Die innenliegenden Besprechungsräume sind gegen die «Plaza» mittels schottenartiger Holzpaneele strukturiert, die Verglasungen und Türen aufnehmen. Dadurch erhält auch dieser Bereich Tageslicht und bleibt trotzdem weitgehend vor Einblicken geschützt. Als Gegenüber finden sich im Osten der Kiosk und der Blumenladen, wo in verwandter Weise mit den geöffneten Türen eine Schottenstruktur entsteht, welche den Blick in den Pflanzenhof frei gibt. Nach Ladenschluss kann dieser Bereich einfach abgeschlossen werden.
Die Cafeteria besetzt mit Ausnahme des doppelgeschossigen Treppenraumes den gesamten südlichen Bereich über dem Empfang. Ähnlich wie im EG gliedern klare Zonierungen den Raum. Der Kontakt zum Aussenraum ist dabei immer ein wesentliches Merkmal dieses Bereiches. Die neue Fassade fokussiert durch den applizierten Glasdruck auf den Sichtbereich der sitzenden Personen. Der Blick bleibt frei und trotzdem wird das Gefühl des ausgestellt seins vermieden. Im innenliegenden Bereich prägt eine Serie von Lichtkanonen den Raum und entlang dem Luftraum kann das kommende und gehende Publikum beobachtet werden.
Solange die «Rote Brücke» erhalten bleibt, ist die Verbindung zum Kinderspital am heutigen Ort garantiert. Sollte ein Rückbau erfolgen fällt die Zirkulationsfläche der Cafeteria zu. Von aussen wird der Eingangsportikus dann als klare Adresse wahrgenommen werden.
Client: | Inselspital Bern |
Year: | 2012 |
Categories: | healthcare |
Status: | competition |